DIE ABTEILUNG

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Nur wenige Sportvereine verfügen neben ihrem Sportangebot auch über eine Sängerabteilung. Ein bereits bestehender Männerchor in Beinstein wurde im Jahr 1920 als Abteilung im Musikverein gegründet und 1926/27 vom damaligen „Arbeiter- und Turnerbund“ übernommen. Die Sänger gehören somit zu den ältesten Abteilungen des TB. Für das 2021 wäre die Feier das 100-jährigen Jubiläums angestanden, musste aber wegen Corona ausfallen. Sie wurde am 1. April 2023 mit einem Festkonzert nachgeholt.

Unsere Auftritte:

  • Bei Vereinsfeiern des TB Beinstein, bei offiziellen Veranstaltungen der Ortschaftsverwaltung, wie dem Seniorennachmittag
  • Bei anderen Anlässen in Beinstein, wie der Vorweihnacht des BdS, in der evangelischen Kirche und im Zuge von Kirchenkonzerten
  • Der Männerchor gestaltet seit 1964 den Jahresschlussgottesdienst in der evangelischen Kirche mit
  • Einige Mitglieder singen jeweils am dritten Samstag im Monat mit den Bewohnern des Seniorenzentrums Beinstein und im Haus Miriam Volkslieder
  • Seit 2008 gestalten die Sänger im November ein gemeinsames Konzert mit dem Musikverein Beinstein, den "Musikalischen Herbst". 2020 musste er wegen Corona ausfallen, 2021 wurde er durch eine kurzfristig angesetzte „Herbst-Hocketse“ ersetzt, bei der der Männerchor seinen ersten Auftritt mit der neuen Dirigentin, Frau Nele Gerhard, hatte.
  • Am 3.Dezember 2021 machte der Chor ein Benefizkonzert in der evangelischen Kirche, dessen Erlös an die TAFEL Waiblingen ging.
  • Ähnliche Konzert mit neuem/modernen Liedgut sind weiterhin geplant.
  • Um den Chor zu verstärken und in seinem Liedgut neu auszurichten sind in allen Stimme neue Sänger herzlich willkommen.

Unsere Geschichte

„Man muss die Feste feiern, wie sie fallen“ – ein alter Spruch zwar, der je- doch nicht zu jeder Zeit tatsächlich die aufmunternde Wirkung, zu einer Feier einzuladen, auch entfalten kann: schon 2020 wäre bei der Abteilung Singen im TB Beinstein die Zeit für ein Fest zum 100-Jahr-Jubiläum gewesen, doch die Pandemie machte einen Strich durch die Rechnung. Gefeiert wird nun verspätet, denn epochal betrachtet, was sind schon drei Jahre, gemessen an einer einhundert Jahre währenden Tradition? Vermutlich ein Wimpernschlag, der gut auszuhalten ist, nämlich bis zum 1. April 2023, dem offiziellen Festtag mit Konzert, mit dem die Sänger im TB an Vergangenes erinnern und zugleich auf eine klangvolle Zukunft hoffen.

Womöglich, so könnte man zumindest vermuten, blickt der Chor auf ein solch’ langes Bestehen zurück, weil er es von seinem Entstehen an gewohnt ist, sich seine Präsenz und seine Existenz zu „erkämpfen“. Alten Protokollen zufolge erhoben schon 1907 einige ihre Stimme, zum Gesang, versteht sich, doch die offizielle Singstunde sollte „einstweilen hinausgeschoben“ werden. Ende des Ersten Weltkriegs, so die Aufzeichnungen, waren die Sänger immerhin für wohlmeinende Ständchen im Einsatz, durch die sie die Kriegsheimkehrer willkommen geheißen hatten. 1919 wurde über die Existenz einer Sängerabteilung ausführlicher debattiert. Schlussendlich, am 10. Januar 1920 war diese nicht mehr wegzudiskutieren und wurde unter dem Dach des Musikvereins geführt. Seit Ende 1926/Beginn 1927 „firmiert“ die Sängerabteilung – nach den Turnern die älteste Abteilung – unter dem Dach des „Arbeiter- und Turnerbundes Beinstein“ (heute „TB Beinstein“), und zwar als Mitglied im Baden-Württembergischen Sängerbund.

Oberbürgermeister Sebastian Wolf zitierte in seinem Grußwort Aristoteles, dem er sich in einer Überzeugung anschloss: „Im Wesen der Musik liegt es, Freude zu bereiten“, der Sängerabteilung im TB Beinstein gelinge dies seit mehr als einem Jahrhundert, zugleich bereichere diese das gesellschaftliche und kulturelle Leben Beinsteins und Waiblingens auf wohlklingende Weise.

Ortsvorsteher Thilo Schramm lobte die Sänger als eine absolut verlässliche Komponente, es gebe kaum eine öffentliche Veranstaltung, bei der sie nicht mit von der Partie seien.

Der 1. Vorstand des TB Beinstein, Ulrich Scheiner, freute sich darüber, dass die „Abteilung Singen“ das Alleinstellungsmerkmal des Sportvereins sei, ihm sei kein Verein in der näheren Umgebung bekannt, der eine eigenständige Singabteilung in seinem Organigramm verzeichne. Durch ihr Wirken erfülle der Verein auch einen sozialen Auftrag, wie ihn Vereine stets im Auge haben mögen. Betina Grützner, 1. Vorsitzende des Baden- Württembergischen Sängerbunds, fand es beachtlich, mit wie viel Herzblut die Abteilung Singen derzeit geführt werde.

Weiter in der Geschichte

Mit einem Vereinsverbot wurden die Sänger im TB Beinstein 1933 belegt. Im system-angepassten „Männergesangverein Beinstein“ wurde weitergesungen, man kann nur vermuten, dass auch Sänger aus dem TB-Vorläufer mit von der Partie waren. Noch 1945 erhielten die Sänger und gleich danach auch der TB Beinstein rasch die Zulassung. Unter dem Dirigenten August Bickel – dem Vater des ehemaligen Stadtrats und Schulleiters auf der Korber Höhe, Karl Bickel - entwickelte sich der Chor rasch. Bei der Monatsversammlung des Turnerbundes – von 1. Juni 1946 an offiziell „Turnerbund Beinstein mit Sängerabteilung“ – am 5. Januar 1946 wurde das Gründungsprotokoll genehmigt und sofort mit der Arbeit zum Aufbau des Vereins begonnen. Zu den wichtigsten Aufgaben des Chores gehörte auch dann wieder, den heimkehrenden Kriegsgefangenen ein Ständchen zu singen. Doch auch Auftritte gemeinsam mit anderen Chören, die Teilnahme am Sängerfest in Schwäbisch-Gmünd 1949, ein „Großer Maskenball“ oder ein Konzert, gehörten 1950 schon wieder zum Programm. In diesen Zeitraum fiel die Gründung des Gemischten Chores am 8. Oktober 1949, dem 29 Sängerinnen, vor allem junge Frauen beitraten: „Durch die Gründung des Gemischten Chores neu zum Verein gekommene Frauen sollen sich in eine Liste eintragen und damit ihrem Beitritt zum Verein erklären.“ – so unkompliziert kann es sein, wenn Nachwuchs im Verein gebraucht wird.

1950 wurde das 30-Jahr-Jubiläum ausgiebig gefeiert, 16 Gastvereine unterstützten die damals 64 Mitglieder starke Singgruppe. 1952 übernahm Oberlehrer Wilhelm Holz die Chorleitung, mit anspruchsvollem Repertoire ging es 1954 zum Bundessängerfest nach Hannover. Vor Ort, in Beinstein, wurden „Bunte Abende“ gesanglich gestaltet, ebenso Feste der Schulen und Kindergärten oder wo immer Gesang gebraucht wird, bei Veranstaltungen wie der Remstal-Gartenschau oder gemeinsam mit anderen Vereinen. 1965 erklangen die Chorstimmen beim Altennachmittag der Gemeinde, an Silvester sind sie außerdem immer wieder in der Evangelischen Kirche zu hören. Ein wenig europäische Geschichte: 1983 ging der Chor zum Partnerschaftstreffen nach Devizes. Auch Benefiz-Konzerte sind den Sängern nicht fremd, so haben sie beispielsweise schon für die „Sonnenstunden“, also zugunsten von Kindern, oder für die Waiblinger TAFEL gesungen. 1961 gab es ein großes Konzert zur 40-Jahr-Feier, 900 Stimmen haben daran teilgenommen. Dennoch: um junge Stimmen wurde schon 1959 geworben, 1965 blieb der gemischte Gesang auf der Strecke; an diesem Werben hat sich bis heute zwar nichts verändert, dennoch gilt: der Chor ist aktiv! 1971 wurde bei der Gemeindereform gesungen – Beinstein gehört seitdem zu Waiblingen.

Von 1979 bis 1987 leitete Ludwig Scherr den Chor, ihm nach folgte Dirigentin Karin Gruber, die mit ihren „Männern“ 1988 zur ersten „Sän- gerhocketse“ am Rathausbrunnen einlud. 1989 rückte Christine Speck nach, die für ihre besondere Art, den Chor „locker“ zu leiten, geschätzt wurde. Von 1990 bis 1999 dirigierte Rüdiger Knöß. 2004 tat dies Antje Vogel/Rothmund; von 2004 bis 2007 Anja Hillmann, Sonja Betten führte den Dirigentenstab bis Anfang 2009, danach Mirjam Bauer bis 2011. Maria Kiosseva übernahm, und zwar bis 2020; danach übernahm der Vizedirigent Michael Fronz den Taktstock, bis 2021 Nele Gerhard übernahm.

1996 wurde 75 Jahre Chorgesang gefeiert, gemeinsam mit Gastchören. In den Folgejahren ging es erneut darum, mehr Stimmen zu gewinnen, jüngere Chorleiter, neue Ideen und frisches Liedgut hielten Einzug. Auftritte bei Ver- einen, in der Vorweihnacht, bei Jubiläen oder zur Unterhaltung der Senioren in deren Einrichtungen, gehören zum Programm. 2000 schaffte es der Chor zu einem Auftritt im SWR-4-Programm: in der Sendung „Morgenläuten“ waren die Beinsteiner zu hören.

Von 2001 bis 2007 erklangen sogar die Stimmen des Kinderchors, nach einer Zäsur starteten die jungen Stimmen 2010 als „Internationaler Kinderchor“ erneut; und zwar mit dem ausdrücklichen Ziel, unterschiedliche Nationen zu verbinden. Erweiterte Aktivitäten standen an, Instrumente und Theaterspiel gesellten sich in Kooperationen hinzu und die Formation trat sowohl in Waiblingen als auch bei Wettbewerben auf. 2006 kam der Projektchor „Cantamos Beinstein“ hinzu. Beide Formationen existieren inzwischen allerdings nicht mehr.

Der „Musikalische Herbst“ wurde 2009 geboren – ein musikalisches Highlight in der zweiten Jahreshälfte gemeinsam mit dem Musikverein – hat sich bis 2019 zur Tradition entwickelt. Dieser soll bald wieder ins Programm aufgenommen werden. Ein neues Betätigungsfeld hat der Chor in der Zusammenarbeit mit dem neuen Seniorenzentrum in Beinstein gefunden, wo sich die Sänger regelmäßig zum gemeinsam Volksliedersingen mit den BewohnerInnen treffen – ein Ansatz zum Ausbau der kulturellen Arbeit im Ort. Der Männerchor weiß um sein Profil und die Anerkennung in der Öffentlichkeit; aktuell mit Nele Gerhard als dessen engagierte und zukunftsorientierte Leiterin sind die Männer seit vielen Jahren in besten „Frauenhänden“ und hoffen, ganz wie in ihrer langen Geschichte, auf neue Stimmen. Mit Optimismus und viel Motivation: denn 100 Jahre sind erst der Anfang.

Michael Fronz